Kurzer Abriss zur Bergbaugeschichte:
Schon vor mehr als 10 000 Jahren begannen die Menschen mit dem Abbau von Feuerstein (Silex), um daraus Werkzeuge wie Beile, Messer oder Faustkeile herzustellen.
Ab dem frühen Mittelalter entstanden die ersten flacheren Schächte und Gruben, sogenannte Pingen.
Allerdings war mit Erreichen des Wasserspiegels in der Regel der Abbau meist beendet. Tollkühne Erfindungen wie das Heben des Wassers durch Wasserkraft mithilfe eines Wasserrades/Kunstrades am Beispiel der sogenannten Ehrenfriedersdorfer Radpumpe oder die Wasserhaltung des Röderstollens im Rammelsberg, bei dem Aufschlagwasser durch ein Gerinne strömte und dabei ein Kunstrad antrieb, welches eine Eimerkette oder ein Pumpengestänge in Bewegung setzte, wurden im Erzbergbau gemacht. Am tiefsten Punkt der Grube fuhr man meistens ebenfalls sogenannte Erbstollen auf, welche das Wasser „erbten“ und nach Übertage abführten. Auch wurden diese Stollen zur Bewetterung, also Frischluftversorgung der Grube genutzt.
In den ersten Schächten setzte man später auf den Preußischen Wetterscheider, welcher über Tage mithilfe eines Wetterofens die Grube mit nur einem Schacht bewettern konnte. Erst nach mehreren Unglücken setzte sich das heute noch gebräuchliche System mit zwei Schächten durch, bei dem das Frischwetter durch einen Schacht ein- und durch den anderen ausgezogen wird.
Die Erfindung des Ventilators und der Einsatz von Grubenlüftern, welche anfänglich zumeist von einer Dampfmaschine, später vom Elektromotor betrieben wurden, sorgten noch einmal für eine Verbesserung in der Grube. Mit der Erfindung der Athmosphärischen Dampfmaschine 1712 durch den englischen Erfinder Thomas Newcomen ist es nun erstmals möglich, größere Wassermassen in der Grube zu bewältigen. Die neue Technik, die nicht nur die Fabriken revolutioniert, wird ebenfalls dazu benutzt, die Antriebs- und Fördetechnik der Gruben erheblich zu verbessern. Sie ersetzt nach und nach die oft schwere Handarbeit und Wasserkraft in der Förderung und treibt z. B. die Fahrkünste und später dann die Seiltrommeln und -scheiben der Fördermaschinen an. Im 19. Jh. erreichen auch Schächte immer größere Tiefen. Doch beim Erreichen der Mergeldecke, welche stark wasserführend ist, ist Schluss. Erst 1834 traut sich der Ruhrorter Kaufmann und Industrielle Franz Haniel auf seiner Zeche Kronprinz in Essen/Ruhrrevier, diese Schichten erstmals zu durchstoßen. Damit beginnt der „echte“ Tiefbau. 1884 ist der Schacht Hilger (Ewald 1) in Herten bereits der Tiefste im Ruhrrevier mit 624 m und auch einer der tiefsten im damaligen Europa.
Am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebt der Bergbau eine weitere Welle auf dem Weg zu einem modernen Bergwerk. Stahl und Eisen lösten die bis dahin meist genutzten Materialien wie Holz oder Stein zum Bau von Fördergerüsten ab, und die ersten mechanischen Hilfsmittel wie Abbauhämmer und die ersten Versuche zur Gewinnung in der Lagerstätte mithilfe der sogenannten Schrämmaschine, auch Eiserner Bergmann genannt, finden ihren Weg in die Gruben.
1902 werden auf der Dortmunder Zeche Zollern Schacht II/IV die ersten elektrischen Fördermaschinen der Welt von der Berliner Firma Siemens & Halske installiert.
Die ersten elektrischen Grubenlampen finden ebenfalls in dieser Zeit ihren Weg nach Untertage. Zwar sind elektrische Grubenlampen seit etwa 1860 bekannt, aber diese sind schwer und sperrig.
Nach 1945 wird der Bergbau dann vollautomatisiert. Walzenschrämlader und Panzer sowie Bandanlagen lösen die schwere Arbeit per Hand mittels Abbauhammer und Wagenförderung ab.
Die Erfindung von sogenannten Skipgefäßen, bei denen der Inhalt mehrerer Großraumförderwagen in einem Zug nach Übertage statt wie bisher bei der Gestellförderung in einzelnen Förderwagen, welche erst auf den Förderkorb aufgeschoben und übertage wieder abgeschoben werden müssen, setzt sich ab den 1950ern ebenfalls mehr und mehr durch.
Auch setzen sich ab den 50ern die ersten Fördertürme in Stahlbeton- oder Ziegelausführungen durch. Bei diesem ist die Fördermaschine in der Turmspitze und nicht wie bisher am Boden als sogenannte Flurförderung angebracht. Fördertürme sind jedoch seit Anfang des Jahrhunderts bekannt. 1914 entsteht auf der Grube Camphausen-Schacht IV der erste Förderturm der Welt aus Stahlbeton.
Ab 1989 entsteht im Saarland schließlich der Schacht Göttelborn IV. Das dortige Fördergerüst, welches das größte der Welt ist, mit einer Höhe von 90 m, wird 1994 fertiggestellt. Damit findet eine Architekturepoche ihr vorzeitiges Ende, bevor 2018 der erste Neubau eines Gerüstes über dem Esserschacht/Schacht 5 des Kaliwerkes Glückauf Sondershausen nach 30 Jahren erstellt wird, als anderswo der Bergbau schon lange eingestellt wurde.
Mit Beginn der Kohlenkrise beginnt die Zeit des Strukturwandels. Fördertürme und Bauwerke verschwinden dank des Einsatzes von Abrissunternehmen innerhalb weniger Monate.
Zu diesem Zeitpunkt denkt noch niemand daran, die Zeugen des Industriezeitalters unter Schutz zu stellen. Vielerorts sitzt der Schock über den Abbau von Arbeitsplätzen tief.
1969 soll schließlich auch die Maschinenhalle der 1955 geschlossenen Zeche Zollern in Dortmund zugunsten einer Umgehungsstraße abgerissen werden. Doch eine Bürgerinitiative rettete die in Jugendstilarchitektur errichtete Maschinenhalle und andere Nebengebäude vor dem Bagger. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte setzt langsam ein Umdenken zum Erhalt von industriellen Bauten und deren Neunutzung ein. Dies ist besonders dem Einsatz von Historikern und Fachleuten, aber auch den Menschen zu verdanken, die sich als ehemalige Mitarbeiter in Vereinen oder Initiativen stark machen. Trotzdem blieben die Bagger und Sprengmeister auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten nicht untätig. Dennoch schaffte man es in vielen Ländern Europas, bemerkenswerte Zeugnisse aus der Zeit des industriellen und vorindustriellen Bergbaus zu erhalten.
Aufgrund der Menge an Bergwerken die es einst gab und gibt, ist es schwierig, hier alle vorzustellen. Deshalb beschränken wir uns nur auf die Anlagen welche noch ein oder mehrere Fördergerüste und Türme besitzen.