Herr Henot mit welcher Art von Industrie hatten Sie genau zu tun gehabt und was genau war Ihre Aufgabe ?
Heinz-Günther-Henot: "Also ich habe 1974 in Alsdorf-Busch die Ausbildung als Elektriker angefangen. 1976 nach der Ausbildung kam ich nach Emil-Mayrisch in Siersdorf nach Untertage. Dort war ich Anfangs in der Elektro-Werkstatt untertage, wo wir Geräte wie Trenn-schalter, Schütze, Kompaktstationen über Motoren bis hin zur Digitaltechnik reparierten, überholten und technisch wieder betriebsbereit machten.... Später kam ich dann in eine Forschungsstrecke auf der 610 m/s wo wir ähnlich wie im Salzbergbau mit der sog. Gleislostechnik den Streckenvortrieb machten. Nach einigen Jahren began man die Verbindung zwischen Anna und Emil-Mayrisch aufzufahren. Diese habe ich dann auch als Elektriker bis zm letzten Förderkorb mit aufgebaut und betreut. Ebenso auch die ganzen Digitaltechniken der SPS- Steuerungen für die Bandantriebe und Bunker bis zur Schachtbeschickung der Skip-Förderung... Des weiteren betreute ich Parallel dazu beide Schächte. Zwischendurch machte ich mehrere Lehrgänge was ach die SPS Programmierung anging. Zum Schluss war ich als Elektrohauer 2 tätig. Naja jedenfalls war ich bis Ende September dort, und ab dem 2 Oktober 1992 zur damaligen Rheinbraun abgerufen worden". !
Wie lange waren Sie bei Ihrem Unternehmen ?
Heinz-Günter-Henot: "Also vom beginn der Ausbildung am 01.09.1974 war ich
Elektriker beim Eschweiler-Bergwerks-Verein(EBV) bis zum 30.09.1992."
Und wie ging Ihre lustigste Geschichte die Sie je in ihrem Betrieb erlebt haben ?
Heinz-Günter-Henot: "Also als das Team für die Forschungstrecke der Gleislosförderung zusammengestellt wurde und alle den 1. Tag dort im Bereich der Forschungstrecke, und wir uns in der
KFZ/Reparaturwerkstatt Untertage versammelten, wurden wir von den zuständigen Revier/Ober und Fahrsteigern des Projektes erst einmal empfangen und auf eine gute Zusammenarbeit und Gelingen des Projektes begrüßt. Anschließend ging es wie es den Sicherheitsvorschriften entsprach dahin unsere möglichen Fluchtwege im Notfall kennen zu lernen. Nun machte sich die Truppe auf einen Weg in ein unbekanntes Territorium… Angeführt von dem Reviersteiger, der irgendwann in den Jahren zuvor diese Fluchtstrecke aufgefahren hatte. Sie führte von der 610 m/s in einem durch bis zur 860m/s. Diese Strecke ging somit auch Bergab und hatte immer wieder Ebenen da dort mal ca. 2.meter tiefe Pumpenlöcher waren um zu der Zeit wo die Strecke aufgefahren wurde das Wasser weg zu befördern Und nach dem die Strecke fertig war, wurden die Pumpen alle ausgebaut und über Rinnen floss das Wasser bis in den großen Pumpensumpf auf der 860ms. Nun das war ja alles in der Zeit gewesen bevor wir diesen Fluchtweg mal durchgehen sollten,damit wir wissen wo wir auskommen sollten und wie beschwerlich dieser Weg war. Der Reviersteiger ging logisch voran und gab immer wieder sein Wissen wie,was und wo es diese Strecke anging von sich. Ebenfalls stoppte er einige male um die Truppe hinter ihm zu warnen... "ALLE NUR RECHTS GEHEN"... und seine Stimme wurde immer Verärgerter dabei... Und immer wieder mit lauter werdener Stimme schrie er die Kumpel an "So meine Herren, ich habe es oft genug erwahnt... Ihr sollt NUR Rechte Seite gehen,denn linke Seite sind 2 Tiefe alte Pumpenlöcher, die man wegen dem Wasser was ja hier steht nicht zu sehen sind... habt ihr es kapiert" ?... Naja die Truppe murmelte nur ja jaa ist ja jut. Und weiter ging die Reise den langen Kurvenreichen Berg hinab. Nur unser Leit-Esel, der uns immer wieder warnte Rechts zu gehen, ging selbst mehr als oft auf der Linken Seite, wo wir ihn hier und da mal dies wissen liessen.... Er meinte "ICH weiß wo die Löcher sind darum darf ich das..." Na ja wir wanderten weiter...Nur 1 Loch wird er wohl vergessen haben... er ging nur wenige Meter vor uns, und dann sahen wir jede menge Wasser aufplatschen und nur noch einen Helm mit Lampe darin schwimmen und von dem Reviersteiger war nix mehr zu sehen...denn er war nur 1,65m groß, und die Pumpenlöcher 2.meter tief.... Bis er zum Luft schnappen wie ein Frosch aus dem Wasser schaute... Wo wir ihn dann raus zogen... Tja sie können sich ja vorstellen das keiner der Kumpels mehr stand. Alle gingen vor Lachen zu boden... Und dem Reviersteiger der uns führte, schien die Stimme in dem Loch verloren gegangen. Er hat nix mehr gesagt, und ging beleidigt und nass weiter den Berg runter... ABER ab dem Moment wo er ins Pumpenloch gefallen war, ging dann auch die ganze Truppe schön und brav auf der Rechten seite".
Hahaha gute Geschichte... Wie ging denn die tragischste Geschichte die Sie Untertage erlebt haben ?
Heinz-Günter-Henot: „Als die Annastrecke aufgefahren wurde, lernte ich auch einen der polnischen Kumpel kennen die dort arbeiteten. Man verstand sich gut und wir haben viele Jahre dort unsere Arbeit gemacht… Sein Traum war immer; seine Familie nach Deutschland zu holen und hier mit denen von vorne ein neues Leben zu beginnen…. Ein kleines Häuschen mit Garten usw… Und das ginge nur, wenn er nach Fertigstellung der Annastrecke vom EBV übernommen wird, und einen festen Job hatte. So war es auch geschehen. Er konnte seine Frau und seine Kinder rüberholen. Viele Jahre sah ich ihn immer wieder mehrmals die Woche, wo er in TUWZ Kohleabbau tätig war, da er zu Schichtbeginn und zu Feierabend immer durch die Annastrecke musste. Dort war ja auch Personenbeförderung auf dem Band…
Eines Tages, es war Altweiberball, ich hatte Mittagschicht und wurde als ich in die Kaue kam sofort schon gesucht und zur vorzeitigen Anfahrt aufgefordert, es wurde jemand von der Annastrecke bzw. von der 0:30 Uhr Nachtschicht vermisst. Ich sollte deshalb so schnell wie möglich zu den Bunkern gehen, um diese Manuell leer zu fahren, weil man den Kumpel nicht finden konnte. Außer seinem Helm der war schon mit der Skip-Förderung nach Übertage gekommen. Nach einiger Zeit als wir den letzten der beiden Materialbunker leer fuhren, tauchte dieser Kumpel auf !…. Es war schockierend zu sehen, das ein guter Freund nun hier bei seinem Traumjob sein Leben verloren hatte… Er war durch die Massen an tausenden Tonnen die auf ihm lagen nicht direkt wieder zu erkennen…. er war zerquetscht und total entstellt….!
Ohje echt traurige Geschichte... Naja der Bergbau war leider nie ohne Gefahren. Aber dafür war die Kameradschaft bei Ihnen Untertage ausgezeichnet ?
Heinz-Günter-Henot:" Tja.... Untertage ist es ganz andere Kameradschaft als es in andere Betrieben ist. Die Kumpels bei uns haben immer zusammengehalten. Einer für alle, alle fur einen... So war das bei uns. Hilfsbereitschaft war ganz normal. Jeder half dem anderen, es war wie in einer Familie. So sind die Kumpels. Diesen Zusammenhalt gibt es NUR im Bergbau.... Niergendwo anders" !
Herr Henot gab es eigendlich einen Grund warum Sie genau in den Bergbau gegangen sind. Waren dort schon Mitglieder Ihrer Familie oder Freunde/Verwandte beschäftigt ?
Heinz-Günter-Henot: "Also mein Großvater und ein Onkel waren beim EBV tätig... Und in Alsdorf galt der EBV als sicherer Job und man verdiente gutes aber auch hartes Geld dort. Und da ich immer Interesse an der Elektronik/Elektrik hatte, kam es dazu das ich beim EBV die Ausbildung machte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir geschworen, das ich dort auch bis zur Rente meinen Job hätte. Tja letztendlich wurde ja bekanntlich nichts mehr daraus da der EBV Emil-Mayrisch 1992 dicht machte....
Vielen Dank erstmal Herr Henot bis hierhin. Nun ist Emil-Mayrisch ja schon 25 Jahre geschlossen. Wie reflektieren Sie im nachhinein ihre Arbeit dort ?
Heinz-Günter-Henot: „Also die Zeit beim EBV habe ich nie bereut ich hatte diesen Job immer wieder angetreten und habe den auch gerne gemacht auch wenn es logisch mal Zeiten gab wo man ausgelaucht und erschöpft war. Dennoch wäre der EBV nicht gewesen wäre ich auch nicht zur Rheinbraun bzw. heutige RWE gekommen. Wo ich halt anschließend eine gute Karriere machen konnte bis zu meinem eigenen Chef. Und auch bei RWE konnte ich mein Hobby zum Beruf machen. Von der Digitaltechnik bis zum zertifizierten IT-techniker und Supporter. Ich denke wenn ich nach der Schule damals in einem kleinen Laden die Ausbildung gemacht hätte, wäre ich jetzt nicht da wo ich bin.
Herr Henot ich danke Ihnen ganz herzlich für dieses tolle Interview.